In den Erlebniswelten von Kindern dominieren die Empfindungen, in denen von Erwachsenen hingegen die Erfahrungen, vorausgesetzt, die Empfindungen, die den Erfahrungen innewohnen, sind zu Erfahrungen gereift, denn nur dann gelangen Empfindungen zur Bewusstseinsebene. Erleben, Empfinden und Erfahrungen verkörpern die Basis für die gemeinsam entstehenden Kunstwerke zwischen Gabriele Jahnke & Harald Glatte. – Es ist stets eine große Herausforderung, gemeinsame Werke zu gestalten, wenn zwei KünstlerPersönlichkeiten aufeinander treffen, um ein für Beide gleichermaßen zufriedenstellendes ´Ergebnis´, im jeweiligen Kunstwerk zur Anschauung zu bringen.
Eine eindeutig gute Voraussetzung für gemeinsames Arbeiten besteht in der gegenseitigen Wertschätzung der spezifischen Persönlichkeiten, gerade auch in ihrer jeweiligen Eigenart und damit Andersartigkeit. Die intensive Liebesbeziehung wie das Erosprinzip erleichtern die schöpferische Umsetzung gemeinsamer Kunstwerke, da die der Liebe innewohnende Logik ästhetisch-sinnlicher Anziehung dem künstlerischen Gestalten zu gute kommt. Gabriele Jahnke betrachtet die gemeinsam entstanden Arbeiten prinzipiell als Plastiken, selbst dann, wenn sie äußerlich als skulpturale Erscheinungen oder aber als fotografisch anmutende Exponate daherkommen. Das plastische Verständnis verweist auf eine Arbeits- & Erlebensweise, die sich von: innen nach außen ereignet, also im Prozess verortet ist. Hingegen begreift sich die Skulptur als eine umgekehrte Arbeitsweise: man arbeitet von außen nach innen, so wie wir es beispielsweise von der Steinbehauung her kennen oder auch von Holzskulpturen. – Da die Emotion, die innere Bewegtheit und Erfahrungswelt bei den gemeinsam entstehenden Werken von Gabriele Jahnke & Harald Glatte von Relevanz sind, betrachten sie all ihre künstlerischen Arbeiten als: Plastiken!Selbst die Offenheit zum experimentellen Arbeiten verankert sich primär im plastischen Verständnis. Manchmal überwiegt der Einfluss des einen, ein anderes Mal der künstlerische Einfluss des anderen Künstlers im Werk; oft zeigt sich ein gleichstark vertretender Ausdruck in der gemeinsamen Arbeit als Kunstwerk. Neben diversen fotografisch angelegten, gemeinsamen Arbeiten (wie die Portraits von Gabriele Jahnke oder gemeinsame Darstellungen) existieren plastische Werke, von denen ich das ein oder andere etwas näher beleuchte, um das Zusammenspiel innerhalb der künstlerischen Differenz aufzuzeigen, die dennoch zu einem einzigen ästhetischen Gesamtergebnis im jeweiligen Exponat finden.
Das Kunstwerk: „Portenta“ kennzeichnet jenen erwähnten Ansatz: In dem Bronzeexponat ist der Affe ein Beitrag von Gabriele Jahnke ebenso wie der Titel der Arbeit: „Portenta“, hingegen findet die Orgelpfeife aus der Kirche in das Kunstwerk über Harald Glatte den Zugang zum Werk. Die Anordnung entspringt beiden Künstlern gemeinsam, ebenso wie die Zusammenfügung dieser beiden `Figuren´. – Gabriele Jahnke markiert ihre Naturverbundenheit und Koketterie ebenso wie das sexuelle Motiv, denn der verwendete Primat zieht Geschmacksfäden, weil er offenkundig ein paarungsfähiges Weibchen aufspürt…. . Harald Glatte dagegen betont den religiösen Teil des Kunstwerkes, die Orgelpfeife aus dem Kirchenumfeld, die darüber hinaus das musikalische Moment als das akustisch betörende wie religiös verzückende hervorhebt. Dies lässt sich als eine Art sexuelle Kontemplation auffassen. Insofern man die (formal phallische) Orgelpfeife (mit ihrem ekstatischem Getöse) als Surrogat für nicht gelebte Sexualität verstehen kann, dialogisiert sie nonverbal mit dem in Ekstase befindlichen Primaten. In der konfrontativen wie gegensätzlichen, künstlerischen Anordnung von Affe als Naturerscheinung und Orgelpfeife als religiöse Motivlage, drückt das Kunstwerk: Ambivalenz aus und verweist auf: Säkularisierung, indem es den Religionsglauben ebenso bricht wie es das unschuldige Naturerleben nicht unreflektiert in der modernen, menschlichen Kulturlandschaft bestehen lassen kann. Affe und Orgelpfeife erheben sich in ihrer ästhetischen Verwendung durch das KünstlerPaar: Gabriele Jahnke & Harald Glatte zum: gemeinsamen: KunstZeichen!
Als gemeinsame Arbeit erlebt das KünstlerPaar auch ihre gemeinsamen Kunstausstellungen, denn die Aufhängung der Exponate zu einer Gesamtschau verläuft keinesfalls beliebig. Jedes Exponat muss sich – aus Sicht der beiden Künstlerpersönlichkeiten – optimal präsentieren und in der Verschiedenheit der beiden Künstler dennoch einen ästhetischen Gesamtentwurf ergeben, der meist auf dem Prinzip von: Bild & Gegenbild basiert, insofern aber ästhetisch eine besondere Herausforderung darstellt. Gabriele Jahnke betrachtet ohnehin jede ihrer Kunstausstellungen als ein temporäres Gesamtkunstwerk, welches sich aus dem wohl überlegten wie sinnlich-empfundenen Zusammenfügen der jeweils ausgewählten Einzelexponate im Kontext des jeweiligen Ausstellungraumes ergibt.